Das Thema Bauerndemonstrationen ist aktuell in aller Munde, geht durch alle Medien und polarisiert stark. Auch wir als Bauerngemeinschaft werden aktuell aus unterschiedlichen Richtungen gefragt, welche Position wir in diesem Kontext beziehen. Dazu nehmen wir hier Stellung.

In der aufgeheizten Stimmung rund um Agrardiesel und Kfz-Steuer wird leicht übersehen, dass es tiefergehende Gründe gibt, die bei vielen Bäuerinnen und Bauern über die letzten Jahrzehnte große Unsicherheit und Unzufriedenheit haben entstehen lassen. Diese sind aus unserer Sicht die eigentliche Ursache für die derzeitigen Proteste.

Grundsätzlich geht es uns darum, wie wir die Landwirtschaft für Mensch und Natur zukunftsfähig gestalten können und zugleich ein eigenverantwortlicheres, subventionsunabhängigeres Wirtschaften erreichen können.

Wir als ganze Gesellschaft, und damit auch die Politik, müssen verbindliche, perspektivische Entscheidungen treffen, welche Art der Landwirtschaft wir zur Erreichung dieser Ziele für richtig erachten – und dann auch die dafür notwendigen Bedingungen schaffen.

Doch obwohl es eine sehr hohe Bereitschaft in der Landwirtschaft gibt, notwendige Änderungen anzugehen, fehlen die verlässlichen politischen Rahmenbedingungen, ohne die diese Änderungen eben nicht realisiert werden können.

Enttäuschend ist dabei, dass selbst bereits erarbeitete Ansätze, die gemeinsam von der Politik, Akteuren der Gesellschaft und der Landwirtschaft auf den Weg gebracht wurden, entweder einfach gar nicht oder nur schleppend umgesetzt oder aber im Umsetzungsprozess machtpolitisch zerrieben werden.

Und damit nicht genug: Vorgaben und Regeln für die Landwirtschaft werden immer wieder kurzfristig und unvorhersehbar geändert oder ergänzt, was als erschwerende Unsicherheit hinzukommt.

Die bestehenden politischen Rahmenbedingungen bleiben weit hinter dem regelmäßigen politischen Bekenntnis zum Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft zurück. Es gibt einen klaren Widerspruch, der Betriebe vor die Frage zwingt:  Wachsen oder Weichen? Dieser politische Kurs ist noch nicht geändert worden, obwohl Jahr für Jahr 3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe aufgeben!

Die fehlenden Perspektiven, Unsicherheiten und Widersprüche sorgen bei vielen Menschen in der Landwirtschaft für große Angst und Unzufriedenheit. Bei Menschen, die oft aus großer Überzeugung arbeiten, die ihren Beruf lieben und dafür bereit sind, sehr hart zu arbeiten.

Wir haben daher grundsätzlich Verständnis für die aktuellen Demonstrationen anlässlich der über Nacht entschiedenen Kürzungen, sofern sie unter Einhaltung aller gesetzlichen und demokratischen Regeln stattfinden.

Gleichzeitig würden wir uns jedoch eine klarere Benennung und Adressierung der ursächlichen Probleme wünschen, anstatt den Fokus nur auf die aktuellen Kürzungen zu legen.

Der Anspruch unserer Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof ist es, aktiv an der Zukunftsfähigkeit unserer Landwirtschaft mitzugestalten. Dafür werden wir uns auch weiterhin engagieren, z.B. in politischen Arbeitskreisen.

Und wir werden unseren Weg weitergehen und zukunftsfähige Lösungen eigenverantwortlich erarbeiten und voranbringen: wie z.B. unsere zusätzlichen Qualitätsstandards, die wir selbst entwickelt und auf eigenes Risiko eingeführt haben.

 Wir stehen für eine Landwirtschaft, die zu einer lebenswerten Zukunft beiträgt.