Für eine Landwirtschaft in vielfältigen und gesunden Ökosystemen

Für eine Landwirtschaft in vielfältigen und gesunden Ökosystemen

Jede Form von Landwirtschaft beeinflusst das Gleichgewicht der Natur. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft die größte Flächennutzerin in Deutschland. Es liegt also in unserer Verantwortung, unseren landwirtschaftlichen Fußabdruck mit Bedacht zu setzen.

Vor ihrer Industrialisierung hat die Landwirtschaft durch unterschiedlichste Kulturformen vielfältige und funktionierende Ökosysteme entstehen lassen und so die heimische Artenvielfalt gefördert. Heute sorgt sie jedoch oft für das Gegenteil. Unsere Vision ist es, dass die Landwirtschaft wieder mehr zu einer lebenswerten Zukunft beiträgt: durch gesunde Lebensmittel und mehr Raum für vielfältige Ökosysteme mit einer großen Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren.

Mit der Umsetzung unserer eigenen Qualitätsstandards sorgen wir gezielt für weitreichende Schutzmaßnahmen und wirken so den negativen Folgen einer intensivierten Landbewirtschaftung entgegen. Dabei bauen wir auf den Voraussetzungen, die die ökologische Landwirtschaft bereits geschaffen hat, auf und denken sie konsequent weiter.

Unser Fokus liegt auf der Schaffung verschiedenartiger Lebensräume und ihrer Vernetzung. Daher sieht das von unserer Bauerngemeinschaft entwickelte Naturschutzkonzept drei Arten von Schutzflächen mit unterschiedlichen Eingriffsintensitäten und einer Vernetzung untereinander vor:

  • Extensive Nutzung von Wiesen und Weiden
  • Flächen mit wenigen Eingriffen
  • Absolute Schutzflächen

Nach dieser Maßgabe wird jeder unserer Höfe zukünftig einen eigenen, standortangepassten Naturschutzplan erarbeiten und umsetzen. Die dort aufgenommenen Schutzflächen müssen mindestens 10 % der Betriebsfläche umfassen. Die Umsetzung dieser betriebsindividuell angepassten Naturschutzmaßnahmen erfolgt laufend und wird bis zum Jahr 2025 vollständig abgeschlossen sein.

So unterscheiden sich unsere drei Schutzflächen-Typen im Detail:

Extensive Nutzung von Wiesen und Weiden

Extensive Nutzung von Wiesen und Weiden

Extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden, die dauerhaft als Grünland genutzt werden, sind ein artenreicher Lebensraum u.a. für viele bedrohte Pflanzen, Insekten und Vögel. Dieser einzigartige Lebensraum kann nur entstehen und erhalten bleiben durch eine regelmäßige, aber extensive Bewirtschaftung. Dies bedeutet unter anderem eine geringe Schnitthäufigkeit oder eine extensive Beweidung. Während Beweidung oder das Mähen die Fläche „offen“ halten, wird es Wildkräutern und Gräsern durch die geringere Nutzungshäufigkeit und den späteren Nutzungszeitpunkt ermöglicht zu blühen und Samen zu bilden.

Auf diese Weise kann sich eine Vielfalt an wilden Pflanzenarten etablieren, auf die viele Insektenarten angewiesen sind. Diese wiederum bilden vor allem zur Brutzeit die Futtergrundlage für viele Vogelarten. Zusätzlich sorgt die geringere Nutzungshäufigkeit auf der Fläche dafür, die Gelege zu schützen. So entsteht ein komplexer und vielfältiger Lebensraum, der idealerweise durch geschützte Randbereiche ergänzt wird. Diese Randbereiche sind ein wichtiger Schutzraum, ermöglichen die Rückwanderung auf die extensiven Flächen nach der Nutzung und dienen der Vernetzung mit angrenzenden Biotopen.

Knick mit Überhälter

Flächen mit nur wenigen Eingriffen

Bestimmte Lebensräume sind erst durch landwirtschaftliche bzw. menschliche Eingriffe entstanden und bilden einzigartige Ökosysteme. Eines der in Norddeutschland bekanntesten Beispiele ist der Knick. Knicks sind mit Gehölzen bewachsene Erdwälle, die bereits vor über 200 Jahren zur Abgrenzung zwischen einzelnen Feldern oder Weiden angelegt wurden. Sie dienen nicht nur als besonderer Lebensraum, sondern sind darüber hinaus wichtige Rückzugsräume, sorgen für einen Populationsaustausch, vernetzen Biotope miteinander und schützen vor Erosion.

Die Pflege und die Erweiterung von Knicks sind sehr arbeitsintensiv. Damit die Knicks als bedeutender Lebensraum erhalten bleiben, müssen sie regelmäßig (alle 10-15 Jahre) „auf den Stock gesetzt“, also heruntergeschnitten werden. Je nach Hof umfasst diese Arbeit jährlich mehrere Kilometer Knick. Ein weiteres Beispiel für Schutzflächen mit nur wenigen Eingriffen sind Brachflächen, bei denen für eine gewisse Zeit die Bewirtschaftung eingestellt wird. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für Bodenbrüter.

Feuchtbiotop als absolute Schutzfläche

Absolute Schutzflächen

Absolute Schutzflächen, in denen auf jegliche Eingriffe verzichtet wird, stellen einen wichtigen und heute selten gewordenen Lebensraum dar. Je nach Standort unserer Höfe können dies z.B. Feuchtbiotope, nicht bewirtschafteter Wald oder Moorflächen sein. Wichtig ist, dass diese Flächen gut mit anderen Schutzräumen vernetzt sind: Also z.B. durch Knicks, nicht gemähte Randstreifen o.ä. So entstehen zusammenhängende Schutz- und Rückzugsräume mit hoher Biodiversität, die in positiver Wechselwirkung zu den extensiv genutzten Flächen stehen.