Mit Pioniergeist in die Zukunft
Mit Vorzugsmilch fing alles an
Anfang der 1980er Jahre lebten Heinz Elfenkämper-Raymann und Angelika Raymann zusammen auf dem Hamfelder Hof. Setzten sie sich in den ersten Jahren noch gedanklich mit Themen des Umwelt- und Naturschutzes und den Ideen der unterschiedlichen Reformbewegungen auseinander, wollten sie Mitte der 80er Jahre die zur Überzeugung gewordenen Erkenntnisse leben und sie in die Tat umsetzen.
1986 pachtete Heinz Elfenkämper-Raymann den mütterlichen Hof und stellte ihn sofort auf biologisch-organische Landwirtschaft um. Diese Entscheidung wurde noch im selben Jahr mit dem Beitritt in den noch jungen Bioland-Verband besiegelt.
Zu dieser Zeit gab es in Norddeutschland noch keine Meierei, die bereit war, Bio-Milch separat zu verarbeiten, geschweige denn zu vermarkten. Die kostbare, nicht subventionierte Bioland-Milch floss deshalb größtenteils in die konventionelle Milchproduktion der Meiereien.
Auf dem Hamfelder Hof kam man daher zur Erkenntnis, dass neben der Arbeit in der ökologischen Landwirtschaft auch dringender Handlungsbedarf in der Vermarktung bestand. Nach reiflicher Überlegung und Abwägung entschied man sich für die Direktvermarktung von Rohmilch in der einzig gesetzlich zugelassenen Form, nämlich als Vorzugsmilch.
Um den besonderen Hygienebestimmungen zur Herstellung und Abfüllung von Vorzugsmilch zu genügen, wurde in erforderliche Umbaumaßnahmen und eine gebrauchte Abfüllmaschine investiert. 1990 erhielt der Hamfelder Hof die Zulassung zur Herstellung von Vorzugsmilch, wodurch die Vermarktung im öffentlichen Handel erst möglich wurde. Die Vorzugsmilch in dem prägnanten Giebelkarton wurde bei den Verbrauchern so beliebt, dass innerhalb kürzester Zeit fast die gesamte Milch des Hamfelder Hofes abgesetzt werden konnte. Als aber Mitte der 1990er Jahre Medienberichte vor dem Verzehr von Rohmilch allgemein warnten, brach folglich auch der Absatz der Hamfelder-Hof-Vorzugsmilch dramatisch ein.
Neustart – mit länger haltbarer Bioland-Milch
Neue Vermarktungswege waren gefragt, um die Bio-Milchproduktion weiter betreiben und die Existenz des Hofes sicherstellen zu können. Schließlich gelang es, die Meierei Trittau von einer getrennten Abfüllung der Bioland-Milch des Hamfelder Hofes zu überzeugen.
Im November 1996 war es dann soweit: Die erste länger haltbare Bio-Vollmilch unter der Marke „Hamfelder Hof“ kam auf den Markt – und sie wurde trotz anfänglicher Vorbehalte im Handel ein voller Erfolg. Die Nachfrage übertraf alle Erwartungen. Schon nach drei Monaten reichte die Milchmenge des Hamfelder Hofes nicht mehr aus. Glücklicherweise konnten weitere Bioland-Höfe für die Milchlieferung gewonnen werden. Darüber hinaus überzeugte man auch konventionelle Betriebe, den Schritt zur ökologischen Landwirtschaft zu wagen. Hieraus entwickelte sich die Bioland-Milchliefergemeinschaft unter der Marke „Hamfelder Hof“ innerhalb der Meierei Trittau.
Die Nachfrage wuchs in den folgenden Jahren stetig weiter. Die Hamfelder-Hof-Milch war nicht nur im Naturkosthandel, sondern auch mehr und mehr in den Kühlregalen gut sortierter Supermärkte zu finden. Die Bio-Milch kam aus ihrer Nische heraus.
Damit wurden die Herausforderungen jedoch nicht kleiner. Ganz im Gegenteil – neben erforderlichen Investitionen in ein wachsendes Unternehmen musste sich die regionale Bio-Marke „Hamfelder Hof“ gegen die Konkurrenz behaupten. Führte doch der Handel im Zuge steigender Nachfrage nach Bioprodukten zunehmend preisgünstige, aber lediglich nach einfacherem EU-Bio-Standard erzeugte Eigenmarken ein.
Von der Milchliefergemeinschaft zur Bauerngemeinschaft
Im Jahr 2011 wurde die Meierei Trittau von der Hansa Milch AG übernommen. Das Angebot der genossenschaftlichen Höfe, die Meierei in Eigenregie weiterzubetreiben, war leider nicht erwünscht. Stattdessen wurde die Meierei Trittau e.G. geschlossen.
Innerhalb eines extrem schmalen Zeitfensters musste der Hamfelder Hof neue Möglichkeiten für die Milchverarbeitung suchen. Mit der Osterhusumer Meierei Witzwort eG fand sich ein fairer Partner, der bereit und in der Lage war, die Bioland-Milch separat zu erfassen und zu verarbeiten. Trotz der Unsicherheiten in dieser schwierigen Phase hielt der größte Teil der Bioland-Milchliefergemeinschaft zum Hamfelder Hof und wechselte gemeinsam zur Meierei in Witzwort. Dabei war allen Beteiligten von vornherein klar, dass es sich um eine befristete Zusammenarbeit handeln würde. Denn Ziel war und blieb es, eine eigene Meierei zu betreiben. Während die Biobauern ihre Milch nach Witzwort lieferten, bereitete man auf dem Hamfelder Hof (Familie Elfenkämper-Raymann vom Hamfelder Hof war hierbei federführend) das Gemeinschaftsprojekt der eigenen Bioland-Meierei weiter vor.
Als die Planungen endlich konkrete Formen annahmen, traten im August 2013 die meisten Höfe der Milchliefergemeinschaft der Hamfelder Hof Bauernmeierei bei. Der Anfang der Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof war gemacht!